Der deutsche Arbeitsmarkt braucht die internationalen Fachkräfte – Fachinformationszentrum Einwanderung Ostbayern informierte zur Fachkräftegewinnung und -bindung.
Das Wirtschaftsforums der Region Passau e.V. organisierte am 25. Februar für kleine und mittelständische Unternehmen sowie Arbeitsmarktakteure eine Online-Veranstaltung mit dem Titel „Internationale Fachkräfte finden, einstellen und binden“. Experten aus verschiedenen Institutionen beleuchteten das Thema näher, indem sie Unterstützungsmöglichkeiten und aktuelle Projekte vorstellten, Ihre Erfahrungen aus der Praxis teilten sowie nützliche Tipps an die Hand gaben, wie internationale Fachkräfte gewonnen werden können und langfristig im Unternehmen bleiben. 72 Betriebe und Arbeitsmarktakteure aus ganz Ostbayern nahmen die Gelegenheit wahr und informierten sich in der Veranstaltung.
Die Suche nach der passenden qualifizierten Fachkraft stellt Unternehmen in Deutschland vor immer größere Herausforderungen. Angesichts des demografischen Wandels und der zunehmenden Globalisierung rückt die Rekrutierung internationaler Fachkräfte zunehmend in den Fokus. Doch der Erfolg einer internationalen Personalstrategie hängt nicht nur von der Einstellung, sondern auch von einer nachhaltigen Integration ab.
Der Einwanderungsprozess für Fachkräfte aus Drittländern ist komplex und für Unerfahrene nicht so einfach zu durchschauen. Vor allem kleinere und mittlere Unternehmen tun sich mit Bewerbungen aus dem Ausland schwer, wenn sie noch keine Erfahrungen mit dem Verfahren gesammelt haben. Gerade diesen Betrieben wollte das Wirtschaftsforum der Region Passau mit der Veranstaltung eine erste Hilfestellung bei der Fachkräftegewinnung geben. Christine Lindmeier, die Leitung der IQ Fachberatung am Wirtschaftsforum der Region Passau stellte für die Teilnehmenden ein vielseitiges informatives Programm zusammen und moderierte die Veranstaltung gekonnt.

Foto: Screenshots der Referentinnen und Referenten von der Veranstaltung von links nach rechts Christine Lindmeier, Wirtschaftsforum der Region Passau e.V. Jakob Schreiner, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz Stephan Bösl, Agentur für Arbeit Weiden Michaela Hastreiter, Agentur für Arbeit Regensburg Ricardo Joaquin Guzman Ventura und Katharina Wolf, Constantia Pirk GmbH & Co. KG, Anna Kiechle, KOMAX SLE GmbH & Co. KG Nils Hackstein, NAVI-Netzwerk Arbeit und Vielfalt in der Region München
Schon die erste Referentin Michaela Hastreiter von der Agentur für Arbeit Regensburg brachte es auf den Punkt: „Ohne Zuwanderer sähe der deutsche Arbeitsmarkt ganz schön alt aus und die Engpässe wären viel größer.“ Die Agentur für Arbeit hat den teilnehmenden Unternehmen ihre verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten vorgestellt, sei es bei der Rekrutierung von Fachkräften über spezielle Programme oder Förderleistungen. Auf der Veranstaltung ausführlicher dargestellt wurden zwei Rekrutierungsprojekte, ein Projekt für Auszubildende und ein Projekt für Fachkräfte.
Stephan Bösl von der Arbeitsagentur Weiden berichtete über das Projekt „El Salvador“, bei dem Auszubildende für gewerblich-technische Ausbildungsberufe aus El Salvador rekrutiert werden. Dass dieses Projekt ein großer Erfolg ist, zeigte das Interview mit Ricardo Joaquin Guzman Ventura, einem Auszubildenden aus dem Projekt, der seit eineinhalb Jahren eine Ausbildung bei Constantia Pirk GmbH & Co. KG absolviert. Er ist froh, diesen Schritt von El Salvador in die Oberpfalz gegangen zu sein und fühlt sich im Betrieb und der Region wohl. Die Personalreferentin des Unternehmens Katharina Wolf bestätigt: „Wir beschäftigen aktuell zwei Azubis aus dem Projekt „El Salvador“ und werden im nächsten Ausbildungsjahr weitere vier einstellen. Ricardo und sein Azubi-Kollege sind bereits jetzt die Lieblinge in der Berufsschule.“
Das Rekrutierungsprojekt „FIT for German Climate Businesses“, das Fachkräfte aus dem Ausland für das Handwerk rekrutiert, stellte Jakob Schreiner von der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz vor. Hier geht es um Fachkräfte, die bereits einen Berufsabschluss und Berufserfahrung haben. Im aktuellen Zyklus wird für Bauberufe aus Kolumbien rekrutiert. Interessierte Betriebe können sich dafür noch melden.
Dass es bei der Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland einen langen Atem braucht, bestätigte Anna Kiechle, Ihres Zeichens Director Human Resources bei KOMAX SLE GmbH & Co. KG am Standort Grafenau. Aus ihrer Sicht ist ein entscheidender Faktor, damit die Fachkraft aus dem Ausland auch langfristig im Betrieb bleibt, die nachhaltige Integration durch intensive Betreuung.
Warum Integration der Schlüssel für die Bindung von internationalen Fachkräften ist, erläuterte Nils Hackstein, Berater Fachkräftesicherung bei NAVI, in seinem Beitrag „Eingestellt und alles gut?“. Entscheidend ob sich internationale Fachkräfte in Deutschland wohl fühlen und bleiben möchten, seien die sozialen Faktoren. Deshalb empfiehlt Hackstein den Unternehmen, die weichen Faktoren stärker zu berücksichtigen, wenn sie ihre Fachkräfte halten wollen.
Das zweistündige Programm konnte viele Fragen rund um das Thema Gewinnung von internationalen Fachkräften und nachhaltige Integration beantworten. Betriebe, die Fragen zum Thema haben oder sich für Rekrutierungsprojekte interessieren, können sich gerne an die IQ Fachberatung am Wirtschaftsforum der Region Passau wenden. Im Rahmen der drei IQ-Projekte „Fachinformationszentrum Einwanderung Ostbayern“, Qualifizierungsbegleitung“ und „Mentoring Partnerschaft“ können kleine und mittelständische Betriebe sowie Ratsuchende kostenlos beraten und begleitet werden. Gefördert werden die Projekte durch das bundesweite Förderprogramm IQ – Integration durch Qualifizierung. Kontakt: fachkraefteeinwanderung@wifo-passau.de
Es kann auch gerne der Kontakt zu den Referenten hergestellt werden.
Hier können Sie die Vorträge der Veranstaltung herunterladen:
Christine Lindmeier, IQ Fachberatung am Wirtschaftsforum der Region Passau e.V.
Michaela Hastreiter, Agentur für Arbeit Regensburg
Stephan Bösl, Agentur für Arbeit Weiden
Jakob Schreiner, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz
Nils Hackstein, NAVI-Netzwerk Arbeit und Vielfalt in der Region München