„Ohne Zuwanderung können viele ihren Betrieb zusperren“
„Wir brauchen die Einwanderung von Fachkräften“, begründete Christine Lindmeier das Angebot des IQ-Fachbereichs. Denn trotz schwächelnder Wirtschaft gebe es immer noch genug Branchen, in denen Fachkräfte gesucht werden. Als Beweis dafür zeigte sie ein TikTok-Video des AWO Seniorenzentrums Betty Pfleger in Passau, das vor einigen Wochen viral ging (PNP berichtete). Darin wird deutlich, dass ein Großteil der Mitarbeitenden aus dem Ausland stammt. „Ohne Zuwanderung können viele ihren Betrieb zusperren“, betonte Lindmeier.
Der Grund dafür sei der demografische Wandel. „Wir sind schon ganz schön alt in Bayern“, erklärte die Referentin und zeigte eine Abbildung des Bayerischen Landesamts für Statistik. 2022 hatten demnach die meisten Einwohner Bayerns ein Alter von 50 bis 62 Jahren. Christine Lindmeiers Lösungsansatz: „Durch Migration können wir uns verjüngen.“
Und da kommt das Team des IQ-Fachbereichs ins Spiel, denn: Um Fachkräfte aus dem Ausland zu rekrutieren und anschließend zu integrieren, brauchen Unternehmen häufig Unterstützung. Letztere bietet das IQ-Projekt „Fachinformationszentrum Einwanderung Ostbayern“ (FizE) zum Beispiel am 8. April an. Dann findet eine „Online-Informationsveranstaltung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Arbeitsmarktakteure“ spezifisch für den Gesundheitsbereich statt. Des Weiteren können sich Unternehmen von Lindmeier und ihren Mitarbeitern bei jedem Schritt zum Prozess der Fachkräfte-Einwanderung unterstützen lassen. Los gehe es dabei, wenn die Bewerbung einer ausländischen Fachkraft auf dem Tisch liege. Dann kommen Fragen auf wie: „Wann kann ich sie/ihn anstellen?“ oder „Kriegt sie/er ein Visum?“ „Da können wir von vornherein beraten“, versicherte Lindmeier – unter anderem durch Schulungen, die sie direkt in den Unternehmen durchführen.
Qualifizierungsbegleitung und Mentoring-Programm
Aber auch nach der Einwanderung kann man sich vom IQ-Fachbereich am Wirtschaftsforum Passau Hilfe holen, sowohl als Arbeitgeber als auch als eingewanderte Fachkraft. Für letztere gibt es einerseits die Qualifizierungsbegleitung. Die ziele laut Lindmeier auf ausländische Personen ab, „die schon hier sind und hier arbeiten möchten“. Bei ihnen gehe es oft darum, die sogenannte „volle Gleichwertigkeit“ zu bekommen, um als Fachkraft und nicht nur als Hilfskraft arbeiten zu dürfen. Dazu stehen zwei Berater aus Lindmeiers Team zur Verfügung.
Andererseits können sich Fachkräfte auch durch das IQ-Projekt „Mentoring Partnerschaft“ helfen lassen. Das sei in erster Linie für „Akademiker aus dem Ausland, die hier sind und noch Orientierung auf dem Arbeitsmarkt brauchen“. Dafür bekommen Hilfesuchende einen Mentor zur Seite gestellt, der in dem Berufsfeld beschäftigt ist, in dem sie arbeiten möchten. Denn der wisse am Besten, was es zu beachten gebe und wie man als ausländische Fachkraft Fuß fassen könne.
Deutschland ist unbeliebt bei ausländischen Fachkräften
„Hier haben wir auch sehr gute Integrationsquoten“, schwärmte Lindmeier. Ein wichtiges Ergebnis, denn Deutschland sei bei hochqualifizierten, ausländischen Fachkräften lange nicht so beliebt wie oft gedacht. Deutlich wird das in einem Ranking des Auswanderer-Netzwerks InterNations. Hier landete Deutschland 2024 auf dem 50. von insgesamt 53 Plätzen. Besonders in den Bereichen Digitalisierung und Wohnungsmarkt sowie beim Finden von sozialem Anschluss wurden schlechte Ergebnisse erzielt. Für Lindmeier noch ein Grund mehr, für eine bessere Integration von Fachkräften zu kämpfen.
Dieser Artikel erschien am 05.04.2025 in der PNP.