Ein außergewöhnliches Projekt fand mit Erfolg seinen Abschluss: Im Mittelpunkt der „Mentoring-Partnerschaft Passau“ stand Jamal Akraa, ein Maschinenbau-Ingenieur aus Syrien, der 2018 nach Deutschland geflüchtet war. Seit Juni 2023 arbeitet er bei ZF in der Landmaschinenmontage in Patriching. Vermittelt durch das Wirtschaftsforum der Region Passau, das eine IQ-Beratungsstelle für Fachkräfteeinwanderung und Nachqualifizierung betreibt, wurde eine Mentoring-Partnerschaft zwischen ihm und Dr.-Ing. Sebastian Egner, Leiter der Abteilung Mechanical Engineering bei ZF in Passau, organisiert. Ziel dieser Partnerschaft ist es, ausländische Fachkräfte beim Berufseinstieg in Deutschland zu unterstützen und ihre Chancen entsprechend ihrer Qualifikation und Kompetenzen für eine erfolgreiche Integration zu erhöhen.
„Erfahrene Mentoren begleiten ihre Mentees über einen Zeitraum von fünf Monaten auf ehrenamtlicher Basis. Wir von der IQ-Fachberatung sind zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur Tandem-Partnerschaft“, erklären Christine Lindmeier, Koordinatorin bei der IQ Fachberatung Passau, und Tatiana Cerescu, Organisatorin der Mentoring-Partnerschaft. Der größte Wunsch von Jamal Akraa ist es, seinen akademischen Beruf in Deutschland auszuüben. Mit seinem Mentor Dr. Egner rückte dieser Traum in greifbare Nähe. Über sechs Monate hinweg begleitete ihn der erfahrene Abteilungsleiter im Bereich Test Systems und gab ihm wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise eines Wirtschaftsingenieurs bei ZF. „Durch die Mentoring-Partnerschaft erhielt ich gezielte Unterstützung, die mir den richtigen Weg für meine berufliche Zukunft aufzeigt“, freut sich Jamal Akraa.
Die Mentoring-Partnerschaft Passau hilft dabei, Fachkräfte gut zu integrieren. Mentoren wie Dr. Egner teilen ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen, um gemeinsam erfolgreiche Strategien für den Berufseinstieg zu entwickeln. Seit November 2023 besteht diese Möglichkeit auch in der Region. „Bisher konnten 30 Mentees Unterstützung in verschiedenen Unternehmen finden, von denen rund 60 Prozent dank des Mentorings eine bessere Arbeitsstelle erhalten haben“, betont Christine Lindmeier. Jedes Tandem ist individuell auf die Bedürfnisse der Mentees zugeschnitten und bringt beiden Seiten großen Mehrwert. Auch die Partnerschaft zwischen Dr. Egner und Jamal Akraa war ein voller Erfolg. Gemeinsam erarbeiteten sie die Unterschiede zwischen der Berufsausübung eines Ingenieurs in Deutschland und Syrien, die sich als gravierend herausstellten. Während Ingenieure in Syrien häufig als vielseitige Alleskönner tätig sind und eine breite Palette an Aufgaben übernehmen, ist die Arbeit in Deutschland stark prozessabhängig und erfordert eine Spezialisierung auf ein bestimmtes Fachgebiet, verbunden mit hoher Komplexität.
Durch die Tandem-Partnerschaft konnte Jamal Akraa wertvolle Einblicke in verschiedene Aufgabengebiete sowie die erforderlichen Programme und Software-Werkzeuge im Bereich Prüfsysteme gewinnen. Zudem knüpfte er neue Kontakte. Für Sebastian Egner bot sich die Gelegenheit, Jamal Akraas vorhandene Qualifikationen, kulturelle Besonderheiten und Neigungen aus erster Hand kennenzulernen. „Diese Partnerschaft war für beide Seiten ein großer Gewinn“, betont auch Markus Streibl, Personalleiter der Division Industrietechnik. „ZF ist stolz darauf, einen so qualifizierten und ehrgeizigen Mitarbeiter wie Jamal Akraa zu haben.“ Markus Streibl sieht einer Bewerbung auf interne Stellenausschreibungen positiv entgegen: „Neben Fleiß und Geduld spielt natürlich auch das Quäntchen Glück eine wesentliche Rolle, um eine qualifizierte Stelle zu erhalten. Oft kann man sich nicht im ersten Anlauf gegen einen hervorragend passenden Kandidaten durchsetzen. Doch dank des Tandem-Programms hat Jamal Akraa die besten Voraussetzungen, um den nächsten Schritt zu machen,“ so Streibl.
Dieser Artikel erschien am 15.11.2024 in der PNP