Landrat Kneidinger im Dialog mit dem Wirtschaftsforum

Landrat Kneidinger im Dialog mit dem Wirtschaftsforum

Landrat Kneidinger im Dialog mit dem Wirtschaftsforum 2560 1920 Wirtschaftsforum der Region Passau e. V.

Landrat Raimund Kneidinger (2.v.l.) stellte sich den Fragen des Wirtschaftsforums, dem Vorstandsmitglied Roland Gruber (von links), Vorstandsvorsitzender Christian Just sowie Günter Schober und Klaus Neumeier angehören.

Mobilität, Verkehr und ÖPNV, Gesundheitsversorgung und Pflege, Wirtschaft, Digitalisierung und Integration: Wie er die Region voranbringen will, hat Landrat Raimund Kneidinger im Dialog mit Christian Just, Vorstandsvorsitzendem des Wirtschaftsforums der Region Passau, auf dem „heißen Stuhl“ in der Portenkirche Fürstenzell Platz aufgezeigt. Er stellte sich auch den Fragen der Zuhörer.

Christian Just stellte Landrat Raimund Kneidinger vor, der seit 45 Jahren im Landkreis verwurzelt ist, FOS, Wehrdienst und Bankenlehre absolvierte. Er habe sich mit Bilanzen, Zahlen und Bankkundschaft beschäftigt, ehe er die Chance erhielt, sein Hobby zum Beruf zu machen – die Politik. 2002 ist er Wahlkreisgeschäftsführer der CSU geworden, 2012 stellvertretender Landrat. 2020 ist er mit 56 Prozent der Stimmen zum Landrat von 193 000 Einwohnern gewählt worden. Kneidinger habe sich die Kernthemen Gesundheit, Wirtschaft, Bildung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf die Fahne geschrieben. „Mich begeistert Politik, weil das Gemeinsame im Fokus steht“, antwortete Kneidinger. Im Kreistag sei es möglich, Gestaltungsmehrheiten zu schaffen. „Alle haben das Ziel, die Region voranzubringen“, sagte der dreifache Familienvater.
Der zweite Fragenkreis des „Präsidentengesprächs“ betraf das Amt, die Zuständigkeit für 930 Mitarbeitenden. Sein Arbeitstag finde meist am Telefon und Besprechungstisch statt, sagte Kneidinger. Er sei es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen, die freilich „wasserdicht“ sein müssen. Kernherausforderungen im Kreis seien Bildung und Gesundheit, der Tourismus mit seinen 14000 Arbeitsplätzen, Kultur und Wirtschaftsförderung, die neu aufgestellt werde. Auch die Mobilität sei Zukunftsthema. Der Landkreis arbeite an der Wasserstoffstrategie des Bundes mit. Der Weg zum fahrerlosen Auto sei aber noch weit. 20 E-Busse seien im Landkreis als Rufbusse im Einsatz. Je mehr CO2 gespart wird, umso höher sei der Fahrtkostenzuschuss, ein Anreiz des Kreises für Busunternehmen. Der Ausbau des ÖPNV stoße aber an Grenzen. Es fehlen Busfahrer.
Der Kreis sei auch bereit, an der Lösung der Verkehrsprobleme in Passau mitzuhelfen, versicherte Kneidinger Just. Ziel sei die Anbindung der Landgemeinden an die A 3. 97 Prozent der täglich rund 36000 Fahrzeuge auf der Schanzlbrücke seien Zielverkehr. Nur drei Prozent der Landkreisbürger kämen mit dem ÖPNV. Kneidinger regte an, Firmen an den Stadtrand zu verlagern oder gute Anbindungen zu schaffen sowie neue Arbeitsmodelle wie Co-Working-Plätze zu bieten, um den Verkehr in Passau zu entzerren. Die Nutzung alter Bahnlinien hielt er für „Träumerei“. Der Landkreis Passau belege bundesweit den zweiten Platz bei der Rückkehr junger Leute. „Ich bin derzeit da, wo ich mich wohlfühle, die Arbeit mir Spaß macht“, antwortete der Landrat auf Justs Frage nach politischen Ambitionen.

Reger Austausch entstand mit dem Publikum. Armin Bender hakte zu Mobilität und Arbeitswelt nach. Mitarbeitende wollten mit dem E-Bike in die Arbeit fahren. Er erkundigte sich, was Kneidinger für die Mobilität der Zukunft plant. Der Kreis erstelle mit den Kommunen ein Radwegekonzept, sagte der Landrat. Er hoffe auf Fördermittel. Er regte an, mit der Wirtschaft ein Bürohaus ähnlich dem Gründerzentrum Innkubator Passau zu errichten, um Berufstätigen PC-Anschluss und soziales Gefüge zu bieten.

Pfarrer Markus Krell bohrte nach, ob ein Stadtbahnsystem ähnlich dem S- und U-Bahnnetz in Großstädten eine Option sei. Kneidinger meinte, die meisten Landkreisbürger seien auf das Auto angewiesen. Er sei kein Gegner der Bahn. Die Bahnhöfe der Ilztalbahn lägen aber nicht zentral. Wenn man will, dass die Menschen umsteigen, müsse man Komfort und Schnelligkeit bieten. Die Bahn sei ein Mosaikstein, dürfe aber nicht die Schülerbeförderung per Bus gefährden. Schnellbuslinien seien sinnvoll.
Ein weiterer Zuhörer verwies auf den hohen Bedarf an Strom aufgrund der Umstellung auf E-Autos, der nicht vorhanden sei. Er forderte, den Individualverkehr zu reduzieren und den ÖPNV auszubauen. Der Landkreis sei bei der Energieversorgung gut, sogar Stromexporteur, sagte Kneidinger. 67 Prozent des Stroms kämen aus erneuerbaren Energien. Nehme man die Wasserkraft dazu, werde die Region zu 160 Prozent versorgt. Er verwarf es, Windräder gegen den Willen der Bevölkerung zu bauen. Der Landkreis sei auch Vorreiter bei der Digitalisierung, antwortete Kneidinger auf die Frage von Kristina Juse. Er sei einer der wenigen Kreise mit einer Stelle für Breitbandkoordinierung.

Günter Schober thematisierte die Gesundheitsversorgung und Kooperation mit Klinikum und Gesundheitseinrichtungen der Stadt. Die medizinische Versorgung der Region sei ein Megathema, bestätigte der Landrat. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit sei unabdingbar. Der Landkreis versorge mit seinen drei kleinen Krankenhäusern genauso viele Patienten wie das Klinikum. Angesichts des geplanten Medizin-Campus sei die Ausbildung vor Ort zu stärken. Kneidinger betonte die Bedeutung der Integration, zum Beispiel osteuropäischer Arbeitskräfte. Der Schlüssel dafür sei das Erlernen der Sprache.

Von Theresia Wildfeuer

Dieser Artikel erschien am 05.08.2021 in der PNP

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