Ein Mehrwert auf mehreren Ebenen

Ein Mehrwert auf mehreren Ebenen

Ein Mehrwert auf mehreren Ebenen 520 276 Wirtschaftsforum der Region Passau e. V.

Was macht die Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung, die es seit April in Passau gibt? Wieso wurde die Dreiflüssestadt als Standort ausgewählt? Und wie ist das Programm organisiert? Um der Passauer Bevölkerung diese Fragen zu beantworten, fand nun in der Innsteg-Aula der Uni Passau eine Infoveranstaltung statt. Zuvor informierten Kooperationspartner Interessierte bei einem Infomarkt.

Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel. „Was liegt da näher, als das große Potenzial zu nutzen und Migranten am deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren?“ Dr. Achim Dilling, Kanzler der Universität Passau und Vorstandsmitglied des Wirtschaftsforums Passau, eröffnete die Abendveranstaltung. Einzelne Angebote zur Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung miteinander zu verknüpfen sei sinnvoll. Genau das macht das Förderprogramm Integration durch Qualifikation, kurz IQ. Das bundesweite Netzwerk gibt es seit 2005 und dient der Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von erwachsenen Migranten.

Regional umgesetzt wird das Programm durch 16 Landesnetz-werke, in Bayern unter dem Namen MigraNet. Neben Augsburg, München und Nürnberg, wurde Passau als vierter Standort gewählt – zuständig für Niederbayern (PNP berichtete). „Es freut mich ganz besonders, dass es dem Wifo gelungen ist, die Beratungsstelle hierher nach Passau zu holen“, sagte Dilling. Der Dank ging an den Wifo-Vorsitzenden Christian Just und Jakob Schreiner, der der Leiter der Beratungsstelle ist.

Warum ausgerechnet Passau ausgewählt wurde, erklärte Stephan Schiele, Leiter Gesamtkoordination MigraNet. In Augsburg ist die Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH Träger des Programms, wo auch er arbeitet. Für die Arbeit von MigraNet außerhalb von Augsburg wollte man sich immer schon Partner suchen. Die Überlegungen waren, einen oder zwei neue Standorte zu schaffen. „Nach einem Blick auf die Landkarte fielen uns die weißen Punkte in Ostbayern, der Oberpfalz und ganz im Norden Bayerns auf“, so Schiele. Dank eines Tipps sei man für die östliche Region auf das Wifo Passau als möglichen Partner gekommen. Darauf folgte ein Anruf bei Schreiner. Zwei Tage später kam die positive Rückmeldung aus Passau. „Ich hatte schon damals ein gutes Gefühl. Bis heute haben wir die Entscheidung nicht bereut“, so Schiele.

Seit 1. April berät Schreiner gemeinsam mit Andrea Nold und Beata Wójcik ausländische Fachkräfte. Die drei erzählten von den ersten Monaten. „Die Beratung bietet einen Mehrwert auf mehreren Ebenen“, sagte Schreiner. Für die Migranten, die nicht unter ihrer Kompetenz arbeiten müssen. Für die Region und den Wirtschaftsraum, die qualifizierte Arbeitskräfte bekommen. Für Kooperationspartner, die Teil eines großen Netzwerks werden.

Über die erfolgreiche Rekrutierung im Ausland anhand eines Modellprojekts, bei der das MigraNet integriert war, berichteten zudem Beteiligte. Dies gelang bei einer Gruppe mexikanischer Pflegekräfte. Das ZAV-IPS Bayern (internationaler Personalservice der zentralen Auslandsvermittlung, Arbeitsagentur) hilft dabei, Stellenanzeigen deutscher Firmen in Mexiko in Zusammenarbeit mit der mexikanischen Arbeitsverwaltung zu veröffentlichen. Ein Land, dass einen Überschuss an Pflegekräften hat, so Mitarbeiterin Sophia Fettinger. Die Bewerbungen werden dann durchgesehen und die Kandidaten zu Rekrutierungsverfahren in Mexiko eingeladen. Dorthin fliegen auch deutsche Arbeitgeber wie Peter Huber von der Azurit Gruppe, der von seinen Erfahrungen als Arbeitgeber erzählte. Für die Anerkennung und Qualifizierung sorgt dann MigraNet. Die Zusammenarbeit führte dazu, dass mehrere mexikanische Pflegekräfte nun in Passau ist und dort an der privaten Berufsakademie Passau weiter geschult werden. Qualifizierte Arbeitskräfte, die Peter Huber zur Verfügung stehen. Auch Barbara Brauckmann, Geschäftsführerin der Akademie, freute sich über die Pflegekräfte, „die alle höchst motiviert sind, hier zu arbeiten.“

Dr. Martina Müller-Wacker von der Global Competences UG berichtete zudem über Anerkennungs-Schulungen für Unternehmer, Norbert Bichl (AST) über die Anerkennungsberatung in Österreich

(Quelle: Passauer Neue Presse vom 8.Juni 2019, Foto und Text: Christina Aicher)

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