Seit November 2023 gibt es das Projekt „Mentoring Partnerschaft“ bei der Fachberatung für Integration durch Qualifizierung (IQ) am Wirtschaftsforum (Wifo) der Region Passau. In ganz Niederbayern, aber vor allem im Kreis Passau wurden seitdem 68 Tandems von Mentoren aus der Region und ausländischen Fachkräften als Mentees vermittelt. Welche Vorteile diese Partnerschaften bieten, erklären Christine Lindmeier, Leiterin der IQ-Fachberatung Passau, sowie ihre Mitarbeiterinnen Roonak Mohammadi und Tatiana Cerescu.
Welche Chancen bietet das Projekt für die Region?
Tatiana Cerescu: Vor allem die Förderung der beruflichen Integration von Akademikern aus dem Ausland. Denn die Mentees sollen durch ihre Mentoren Einblicke bekommen, wie ihr Beruf in Deutschland organisiert ist. So können sie verstehen, wo es noch Förderbedarf gibt, damit sie hier in ihrem Beruf arbeiten können.
Und wer darf sich als Mentee oder Mentor bewerben?
Cerescu: Dafür unterscheiden wir zwischen Berufs- und Fachwissen-Mentoring. Für das Berufsmentoring sind als Mentees Akademiker geeignet, die schon im Anerkennungsverfahren waren und sich beruflich integrieren und weiterentwickeln möchten.

Vonder IQ-FachberatungPassau: RoonakMohammadi (v.l.),Christine Lindmeier und Tatiana Cerescu. − Foto: Verena Brandl
Christine Lindmeier: Als Mentor ist jeder herzlich willkommen, es braucht kein Vorwissen. Gut wäre nur, wenn sie das Berufsleben kennen und wissen, wie man sich in ihrem Feld bewirbt.
Cerescu: Und fürs Fachwissen-Mentoring haben wir eine Kooperation mit der Uni Passau. Da können sich Studierende drei Monate lang als Mentoren engagieren und sich mit ausländischen Akademikern, ihren Mentees, zu ihrem Job oder Studium austauschen. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Erlernen der deutschen Fachsprache. Die Mentees müssen dafür Deutsch auf B1-Niveau sprechen.
Wie finden Mentor und Mentee zusammen?
Cerescu: Wir vom Wifo matchen sie. Das ist der wichtigste Schritt, denn es muss nicht nur fachlich passen, sondern auch menschlich. Dafür haben wir auf unserer Website anonymisierte Profile, wo sich die Mentoren, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, ein erstes Bild von den Mentees machen können. Dann können sie ein Kennenlerngespräch mit einem Mentee haben, um zu entscheiden, ob sie zusammenarbeiten wollen. Dieses erste Treffen organisieren wir hier bei uns am WiFo. Danach treffen sich Mentor und Mentee drei bis fünf Monate lang und tauschen sich zu berufsrelevanten Themen aus. Ich begleite sie dabei und organisiere ergänzende Workshops, etwa zu Themen wie dem Lebenslauf.
Wie erfolgreich waren die vermittelten Partnerschaften bislang?
Lindmeier: Ziel der Partnerschaft ist nicht, dass der Mentor dem Mentee einen Job vermittelt, sondern dass er ihm Orientierung auf dem Arbeitsmarkt verschafft. Oft klappt es aber auch, dass die Mentees über ihre Mentoren den Job bekommen, der zu ihnen passt.
Cerescu: Öfters sind es kleine Tipps, die den Mentees helfen, wie das Verbessern von Bewerbungsunterlagen, oft braucht es aber auch die Vernetzung in der Region, die die Mentoren haben.
Roonak Mohammadi: So sind auch schon schöne Freundschaften entstanden wie zwischen Yosof Hamadeh und Qusai Alnahar.
Die Fragen stellte Verena Brandl.
Das Förderprogramm IQ – Integration durch Qualifizierung zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Daran arbeiten bundesweit Regionale Integrationsnetzwerke, die von Fachstellen zu migrationsspezifischen Schwerpunktthemen unterstützt werden. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge administriert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Bundesagentur für Arbeit.