Mit Arbeit fällt der Neustart leichter
Jobbegleiter in Stadt und Landkreis helfen Geflüchteten beim Einstieg ins Berufsleben − Kapazitäten für den Landkreis frei
Landkreis Passau
„Die Arbeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Integration“, da ist sich Elisabeth Ernst, Jobbegleiterin für Geflüchtete am Wirtschaftsforum der Region Passau, sicher. Bei der Bürgermeisterdienstversammlung informierte sie die 38 Bürgermeister und Vertreter des Landratsamts Passau über ihre Arbeit in der Jobbegleitung und bat um die Unterstützung der Kommunen. Arbeitswilligen Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund den Berufseinstieg zu erleichtern sowie potenzielle Arbeitgeber aufzuklären und zu unterstützen, das haben sich die Jobbegleiter im Raum Passau auf ihre Fahnen geschrieben. „Wir kümmern uns um die Leute, begleiten sie durch den Berufsfindungsprozess und darüber hinaus und helfen nicht nur bei berufstechnischen, sondern auch sozialen Problemen“, fasst Ernst zusammen. Jobbegleiter stehen den Unterstützung suchenden Menschen mit kostenloser Beratung zur Seite.
Den Berufseinstieg erleichtern
In Zusammenarbeit mit der HWK Niederbayern-Oberpfalz*, die die Beratung der Unter-25-Jährigen übernimmt, kümmern sich die Jobbegleiter um die Interessenten ab 25. Dabei ist es ganz egal, welchen Hintergrund diese haben oder welcher Nation sie angehören: „Von Januar bis Juli diesen Jahres hatten wir 80 Ratsuchende aus verschiedensten Ländern bei uns“, zieht Ernst eine Zwischenbilanz. Die meisten davon kämen aus dem Iran, Nigeria und Syrien, aber auch aus Afghanistan, Russland und der Ukraine sowie vielen weiteren Ländern seien einige zur Beratung gekommen, weiß Ernst. Die einzige Bedingung für die Hilfe durch ihre Beratungsstelle sei das Sprachniveau B1 im Deutschen, und notwendig für eine Arbeitsvermittlung sei auch eine Bleibeperspektive für die Jobsuchenden. Da mittlerweile Asylverfahren aber auch drei bis vier Jahre dauern können, begleite man die Arbeitssuchenden auch bereits, wenn sie während des laufenden Verfahrens nach Beschäftigung suchen, informiert Ernst. „Vor allem helfen wir den Leuten dann beim Schreiben von Bewerbungen, weil für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund keine anderen Maßstäbe bei der Jobsuche gelten. Deshalb muss die Bewerbung auch den deutschen Standards entsprechen.“
Was ihre Beratungstätigkeit in den letzten beiden Jahren während Corona aber massiv erschwert hätte, sei der mangelnde Kontakt zu den Ratsuchenden gewesen, erklärt Ernst: „Es ist einfach schwierig, sich über solche Themen per E-Mail zu unterhalten, das persönliche Gespräch ist da oft unersetzbar. Jetzt ist die persönliche Beratung aber wieder möglich, und jeder Interessierte ist uns herzlich willkommen.“
„Wir hatten in den letzten Jahren viele Erfolgsgeschichten mit abgeschlossenen Ausbildungen oder langfristigen Beschäftigungsverhältnissen zu verzeichnen“, fährt Ernst in ihrem Rückblick fort. Vor allem die duale Ausbildung käme in den letzten Jahren gut an, auch viele Praktika habe sie vermitteln können.
Kommunale Hilfe für Zukunft erwünscht
„Gerade im Gesundheitswesen und in der Pflege machen viele erst mal ein Praktikum und entscheiden sich dann auch oft, diesem Beruf weiter nachzugehen und eine Ausbildung zu beginnen“, informiert die Jobbegleiterin. Frauen seien dabei zwar immer noch schwieriger zu vermitteln als Männer wegen ihrer Doppelbelastung durch Haushalt und Familie, aber auch hier hätten einige im letzten Jahr vor allem in Pflegeberufe vermittelt werden können.
Eine Lanze brach Ernst auch für ihre Kollegen aus der Stadt Passau, deren Amt aktuell ein Nadelöhr darstelle. „Die geben auch nur ihr Bestes, werden gerade aber überrannt mit Arbeitserlaubnisgesuchen.“
In den Kommunen halte sich das aber noch die Waage, gab sie Entwarnung. „Deshalb haben wir immer noch Kapazitäten für weitere Beratungstätigkeiten frei und möchten künftig noch mehr Menschen auf ihrem Weg zu Arbeit und Integration helfen“, so die Vision der Passauer Jobbegleiter. Daher bat Ernst die Bürgermeister um Unterstützung in ihren Kommunen, indem sie sich umsehen und arbeitswillige und ratsuchende Menschen an die Beratungsstelle verweisen sollen: „Drei Gemeinden unterstützen uns schon, aber es schadet nie, wenn das Thema in vielen weiteren Kommunen angesprochen wird.“
*Anmerkung: Korrektur zum PNP-Artikel (IHK)
Auszug aus einem PNP Artikel vom 03.08.2022