„Passau ist besser als Pisa.“ So deutet Heinz Fuchs den Schulamtsbericht des Bayerischen Landesamts für Schule. Das gute Abschneiden von Stadt und Land Passau in den Vergleichsarbeiten führt der ehemalige Schulamtsdirektor auf das Projekt „Passgenau – Zukunftschancen durch Bildung“ zurück. Dabei unterstützen Lern- und Sprachpaten den Unterricht durch individuelle Förderung in den Bereichen Mathematik sowie Sprache und Lesen.
Diese ist laut Fuchs der Schlüssel für die gute Leistungsfähigkeit der Passauer Grundschüler: Sie schreiben, lesen und verstehen besser als der bayerische Durchschnitt, in Niederbayern sind sie die besten. Eine Entwicklung, die sich bereits in den vergangenen Jahren abzeichnete, so Schulrat Klaus Sterner.
Für Passau Stadt und Land bedeutet das: Es gibt weniger leistungsschwache Schüler als im bayernweiten Vergleich. So verbleiben beim Schreiben nur neun Prozent der Zweitklässler in Passau Stadt und zehn Prozent in Passau Land auf den unteren beiden Fähigkeitsniveaus. Der Durchschnitt in Bayern liegt dagegen bei 14 Prozent. Doch nicht nur in den unteren Niveaus wirkt sich das Engagement der Lernpaten aus, meint Heinz Fuchs. Auch in den Spitzen, also den oberen beiden Stufen machen sich die Maßnahmen bemerkbar. Hier erweisen sich mehr Schüler als leistungsstark als im Rest Bayerns: nämlich 63 Prozent der rund 300 Zweitklässler in der Stadt und 61 Prozent der 1400 Zweitklässler im Landkreis (Bayern: 52 Prozent).
Ebenso verhält es sich bei den 3. Jahrgangsstufen. Die unteren Niveaus der Lesekompetenz sind auch hier magerer besetzt als im Durchschnitt (Stadt: 32 Prozent, Land: 37 Prozent, bayerischer Durchschnitt: 38 Prozent), die oberen dagegen besser: In der Stadt Passau können 45 Prozent der der Drittklässler gut bis sehr gut lesen, der bayerische Schnitt liegt lediglich bei 39 Prozent. Auch im Hörverstehen sind die Grundschüler vorn: Mit 45 Prozent in der Stadt und 44 Prozent im Landkreis übertreffen sie den Schnitt von 35 Prozent in den oberen beiden Kompetenzstufen.
Als schlichte Umsetzung von lang gewonnenen Erkenntnissen betrachtet Heinz Fuchs Passgenau. „Klassen sind eine heterogene Gruppe. Durch Inklusion, Immigration oder mangelnde Unterstützung zuhause wird der Förderbedarf in der Schule immer größer.“ 1000 Schüler seien aktuell in der Stadt und dem Landkreis betroffen. Der Lehrkraft allein gelinge es nicht, dem nachzukommen. Hier setzen die knapp 100 Lernpaten an, die an Kitas, Mittel- und Grundschulen aktiv sind.
„Das ist ein Segen“, sagen Silke Salzberger und Claudia Kopfinger, Rektorin und Konrektorin an der Hans-Carossa-Grundschule, die gebundene Ganztagesklassen anbietet. „Wir können es uns gar nicht mehr ohne Lernpaten vorstellen.“ Ein Verhältnis auf Augenhöhe bestehe zwischen Lehrkraft und Pate. Zwar bereiten die Lehrer vor, was die Paten mit den Kindern üben, jedoch sind die in der Umsetzung frei. Je nach Bedarf werden die Gruppen zusammengesetzt. „Die Kinder lieben es und wollen aus der Klasse genommen werden.“
Caroline Nowecki, Stephan Mörmel und Lena Lukasczyk sind Lernpaten an der Schule in Heining. Ehrenamtlich unterstützen sie die Lehrer im Unterricht. Mit Gruppen zwischen zwei und sechs Schülern beschäftigen sie sich separat, bearbeiten sämtliche Fächer. Dabei sind sie nicht nur für die leistungsschwachen Schüler da, sondern auch für die besonders starken. „Manche brauchen länger, um etwas zu verstehen. Die Leistungsspanne innerhalb einer Klasse ist riesig: die einen tun sich schwer mit einem Zahlenraum bis zu 100 zu rechnen, für andere sind 10000 kein Problem“, weiß Nowecki. Nicht nur mit unterschiedlichen Bildungsniveaus, sondern auch mit diversen sozialen Hintergründen, Sprachen, Kulturen und Verhaltensauffälligkeiten sind die Paten konfrontiert. Auf diese Herausforderungen bereitet ein Seminar des Lehrstuhls für Schulpädagogik vor, das sich an Lehramtsstudierende richtet. Aber auch ehemalige Lehrkräfte sind unter den Lernpaten.
Das wichtigste für die Schüler sei, den Druck rauszunehmen. „Viele ziehen sich zurück, weil sie nicht mitkommen und das nicht zugeben wollen“, sagt Lukasczyk. Durch die Zuwendung der Paten wachsen Vertrauen und Bindung. „Man wird zu einem Mamaersatz.“ Schon innerhalb eines Schuljahres verbessert sich so die Leistung der Schüler, ergänzt Mörmel. Was bislang „gefühlt erfolgreich“ war, belegen jetzt die Zahlen des Schulamtsberichts. Auch abgesehen von den Lernpaten sei die Hans-Carossa-Grundschule gut dran, erklärt die Rektorin: Denn die Stadt decke den Bedarf ihrer Schulen komplett. Im Gegensatz zum Landkreis, der im Schulamtsbericht eine Spur schlechter abschnitt.
(Quelle PNP 03.01.2020 //Annabella Angerer-Schneider)